Bioenergie-Region Hohenlohe-Odenwald-Tauber

6. Hohenloher Energieabend

Ulrich Ramsaier nahm Zuhörer per google earth mit nach Hemmingen6. Hohenloher Energieabend stand im Zeichen der drei Sektoren Wärme- Strom – Verkehr – Car-Sharing Modell für Öhringen startet im Oktober

2018-04-19 | Hohenlohekreis/Öhringen | Beim 6. Hohenloher Energieabend Ende April wurden die Sektoren Wärme, Strom und Verkehr näher beleuchtet. Eingeladen hatte die Bioenergie-Region Hohenlohe-Odenwald-Tauber in Kooperation mit dem Landwirtschaftsamt Hohenlohekreis und der Bestenergie Hohenlohe.

Zu Gast war man im Neubau der Baufirma Schneider im Gewerbegebiet Steinsfeldle in Öhringen-Süd. Wieder einmal war das Ziel des Energieabends den Energieinteressierten aus Kommunen, Industrie, Handwerk und Stadtwerken eine Plattform für interessante Vorträge und einen gemeinsamen Austausch zu bieten.

Oberbürgermeister Thilo Michler begrüßte die rund 50 Gäste. Darunter war auch der FDP Landtagsabgeordnete Dr. Friedrich Bullinger. Michler freute sich vor allem am großen Interesse an der künftigen Energieversorgung im Öhringer Neubaugebiet Kesseläcker, die künftig mit einem Blockheizkraftwerk auf der Basis von Kraft-Wärme-Kopplung realisiert werden soll. Initiiert und Umgesetzt wird das innovative Nahwärmenetz-Projekt von der Bestenergie Hohenlohe GmbH & Co. KG, die 2017 von Akteuren aus der Region mit dem Ziel gegründet wurde, zukunftsfähige Energieerzeugungsanlagen zu bauen und zu betreiben.

Die Vortragsreihe des 6. Hohenloher Energieabends eröffnete Christine Köhler von der Firma Schneider mit dem Thema Klimaschutz bei der Baufirma Schneider. Sie stellte hierbei heraus, wie sich die Themen Ressourcenschonung und Energiesparen beim Bau eines neuen Verwaltungsgebäudes vereinen lassen. In der Summe haben sich die Anstrengungen gelohnt und das frisch bezogene Verwaltungsgebäude wurde im kfW55-Standard errichtet. „Durch den sehr niedrigen Energieverbrauch und den Einsatz von Erneuerbaren Energien haben wir einen echten Beitrag zum Klimaschutz geleistet“, freut sich Köhler.

Ulrich Ramsaier von der Naturenergie Glemstal stellte anschließend die energieautonome Gemeinde Hemmingen vor. Hemmingen hat sich gemeinsam mit Bürgermeister und Gemeinderat zum Ziel gesetzt, bis 2030 kein Heizöl mehr zu verbrauchen. Nur noch Fernwärme und Erdgas sollen zum Einsatz kommen. Zur Erläuterung dieses Vorhabens nahm Ramsaier die Zuhörer per „google earth“ virtuell mit auf die Reise zu den Gebäuden in Hemmingen, die dort über das Wärmenetz versorgt werden. Ein Biomethan-Blockheizkraftwerk dient als Regelenergieerzeuger und wird intelligent zugeschaltet, wenn Strom und Wärme benötigt wird. Die Gemeinde hat bei Neubauten eine Anschlussquote an das Wärmenetz von nahezu 100%.

Durch den Strukturwandel in der Landwirtschaft geht Ramsaier davon aus, dass es in Hemmingen künftig mehr Pferde für den Freizeitsport als Kühe für die Milchproduktion geben wird. Daher gebe es schon Überlegungen, mehr Pferdemist für die Energieproduktion in den landwirtschaftlichen Biogasanlagen einzusetzen. Die Erschließung solcher Ressourcen sei enorm wichtig, da sie ohnehin anfallen, so Ramsaier.

Konrad Nübel vom Ingenieurbüro Schuler aus Bietigheim-Bissingen erläuterte schließlich die Technik im Öhringer Wohngebiet Kesseläcker. Ein großer Vorteil bei dem Bau des Wärmenetzes ist, dass die Leitungen in einen unberührten Boden verlegt werden konnten und es somit keine Bestandsleitungen und vorgegebene Breiten der Gräben vorhanden waren. Nübel wünschte sich, dass sich das Wärmenetz Kesseläcker weiterentwickelt und irgendwann einmal vielleicht sogar mit dem großen Wärmenetz in der Öhringer Altstadt zusammenwächst. Um zukünftig neben der Wärme- auch noch die Stromversorgung für das Wohngebiet Kesseläcker gemeinschaftlich zu erzeugen, könnte dies mit einer ca. 100 m² großen PV-Anlage bewerkstelligt werden. Auch ein Standort für einen möglichen Stromspeicher ist laut Nübel bereits vorgesehen.

Das Thema Car-Sharing in Öhringen stand im besonderen Interesse der Zuhörer. Los gehen soll es ab Oktober im Neubaugebiet Kesseläcker. „Dort steht dann ein erstes Fahrzeug bereit“, so Initiator Roland Weissert. Man könne es aber auch den ganzen Tag oder die ganze Woche nehmen, ergänzt Weissert. Der Vorteil bei diesem Modell ist, dass das Fahrzeug im deutschlandweiten Netzwerk der Car-Sharing Anbieters Flinkster eingebunden ist. Gebucht werden kann entweder top modern per App oder einfach telefonisch für mindestens eine Stunde.

Wie funktioniert Flinkster - das Carsharing-Netzwerk?

Über gute Erfahrungen mit Car-Sharing in der Region berichtete Helmut Götz von Europaservice Autovermietung aus Heilbronn. Er warb für ein Umdenken im Alltag. „Car-Sharing spart nicht nur Ressourcen, sondern ist eine gute Alternative bei Parkplatznot.“ Wichtig ist laut Götz, dass Car-Sharing den öffentlichen Personennahverkehr unterstützt und nicht in dessen Konkurrenz trete. Seine Erfahrung zeigt, dass die Anfangsjahre die schwierigsten seien und dass Car-Sharing in Baden-Württemberg noch in den Kinderschuhen stecke, aber möglich sei.

Dr. Wolfgang Eißen, der Regionalbüroleiter der Bioenergie-Region Hohenlohe-Odenwald-Tauber (H-O-T), ist sehr zuversichtlich dass das Car-Sharing Modell in Öhringen funktioniert. Eißen berichtet von den Erfahrungen des Car-Sharing Modells in Kupferzell-Füßbach. Dort gibt es bereits Haushalte, die durch die gemeinsame Nutzung von zwei E-Autos im Dorf jährlich zwischen 3.000 und 5.000 Euro einsparen weil sie ihr Zweitfahrzeug nicht mehr bräuchten und verkauft hätten.

Der Geschäftsführer der Abfallwirtschaft Hohenlohekreis Sebastian Damm rundete den gelungenen Abend mit wenigen Schlussworten ab. Damm freute sich besonders als ehemaliger H-O-T Geschäftsführer, dass obwohl seit 2015 keine Fördergelder in die Bioenergie-Region Hohenlohe-Odenwald-Tauber fließen, die Modelregion erfolgreich weiterbesteht. So sei beispielsweise die Homepage der H-O-T noch immer aktiv. Dort auch alle Vorträge der Hohenloher Energieabende abgerufen werden.

Weitere Informationen zum Klimaschutzkonzept und zum Energieabend:

Das Hohenloher Klimaschutzkonzept kann auf der Homepage des Landratsamtes unter Bürgerservice heruntergeladen werden.

Die Vorträge des Hohenloher Energieabends stehen hier zum Download bereit.

Helmut Götz warb für Car-Sharing in Öhringen

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