Interesse an Elektromobilität steigt
Hohenloher Energieabend gab vielfältige Einblicke
2017-09-07 | Hohenlohekreis/Öhringen | Die Elektromobilität rückt aktuell immer mehr in den Fokus. So stand auch der fünfte Hohenloher Energieabend in der letzte Woche ganz im Zeichen dieser vermeintlich neuen Technologie.
Eingeladen nach Öhringen hatte die Bioenergie-Region Hohenlohe-Odenwald-Tauber (H-O-T), das Landwirtschaftsamt und die Energieagentur Hohenlohekreis (E-HO). Veranstaltungsort war das EnBW Regionalzentrum Neckar-Franken, auf dessen Außengelände auch eine kleine Ausstellung mit verschiedenen Elektroautos und Ladesäulen von Händlern aus der Region präsentiert wurde.
„Elektromobilität funktioniert auch hier bei uns im Ländlichen Raum“, so der Dezernent für den Ländlichen Raum Dr. Wolfgang Eißen bei der Begrüßung der rund 100 Gäste. Eißen, der das Regionalbüro der Bioenergie-Region H-O-T im Hohenlohekreis leitet, bedankte sich auch bei der EnBW für die Gastfreundschaft und die logistische Unterstützung des Hohenloher Energieabends.
Wo der Hohenlohekreis derzeit beim Thema Elektromobilität steht, zeigte Manuel Döhler vom Landwirtschaftsamt Öhringen auf. So sind im Hohenlohekreis bei 110.000 Einwohnern aktuell 80.035 PKW´s zugelassen, 338 davon haben einen Elektroantrieb. Laut Döhler sind dies gerade einmal 0,422 Prozent. Jedoch sei in den letzten Monaten eine stark ansteigende Tendenz zu verzeichnen. Mit dazu beigetragen habe auch die staatliche Förderung, ist sich Döhler sicher. Für reine Elektro-PKW gibt es 4.000 € Förderung, für Hybridautos noch 3.000 €. Diese teilen sich das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) und die Automobilhersteller. Wie Döhler ausführte, laufe die Antragstellung völlig unkompliziert online auf der Internetseite www.bafa.de.
Einblicke in den Stand der Technik bei der Elektromobilität gab Hubert Maierhofer von der Denkfabrik C.A.R.M.E.N. e.V. aus Straubing. Neben einem Überblick über die Ladeinfrastruktur, Batterien, Wirtschaftlichkeitsbetrachtungen und Reichweiten brachte er aber vor allem eine Erkenntnis mit nach Öhringen: „Die meiste Zeit steht das Auto in der Garage“. Wie der Strom in das Auto kommt, sei daher ein zentrales Thema, welches gut mit Erneuerbaren Energien abgestimmt werden könne. „Da das durchschnittliche Auto 23 Stunden am Tag steht, sei es wichtig, genau diese Zeit des Stillstands für das flexible Aufladen zu nutzen“ so Maierhofer. „Die E-Mobilität kann einiges zur flexiblen Nutzung von Strom beitragen. Indem wir die Fahrzeuge dann aufladen, wenn viel Kapazität im Netz ist.“ Es sei wichtig, Erneuerbare Energien untereinander geschickt zu verkoppeln. Die E-Mobilität passe damit gut zusammen und könne einen Ausgleich schaffen. Laut Maierhofer genügen die aktuellen Reichweiten von Elektroautos bereits heute für den überwiegenden Teil der PKW-Fahrten und könnten sehr viele fossil betriebene Verbrennungsmotoren ersetzen.
Praktische Erfahrungen mit einem ganzen Fuhrpark von Elektroautos hat der Energieversorger EnBW. Wie Tobias Sailer vom EnBW Vertriebsmanagement berichtete, wurde die eFlotte im Juli 2016 sogar mit 50 neuen VW eGolf verstärkt. „Natürlich muss man bei der Nutzung von Elektroautos die Reichweite im Blick haben“, so Sailer. Für ihn ist allerdings die sich noch im Aufbau befindliche Ladeinfrastruktur und die relativ geringe Reichweite von Elektroautos nur eine Ausrede, auf die Technik zu verzichten. „Die wenigsten Autofahrer fahren täglich mehr als 200 Kilometer“, unterstreicht Sailer und ergänzt: „außerdem kommt keiner mit 0 Prozent Akkuleistung zu einer Ladesäule, so dass meistens nur ein Teil der Batterie geladen werden muss. Überwiegend würden die Autos sowieso in der heimischen Garage geladen und hätten dafür bis zum nächsten Morgen genügend Zeit. Und Sailer ergänzt, dass man für kurze Strecken auch mehrere Tage ohne neue Ladung auskommen könnte und beispielsweise gar nicht auf öffentliche Ladesäulen angewiesen sei.
Beim Hohenloher Energieabend wurden aber auch Erfolgsgeschichten aus dem Hohenlohekreis präsentiert. Dieter Volkert von Jukatan Umwelttechnik aus Öhringen ist seit Jahrzenten ein begeisterter Fahrer von Elektrofahrzeugen. Er gab zu bedenken, dass die Elektromobilität nichts Neues sei. „Die Geschichte begann bereits vor über 125 Jahren. Denn, das erste Auto das Ferdinand Porsche 1899 gebaut hatte, war ein Elektroauto“, hob Volkert hervor. Dieser Porsche sei heute noch als sogenannter „Lohner Porsche“ bekannt. „Gerade als Ersatz des Zweitwagens bietet sich ein Elektroauto förmlich an“, so Volkert. Noch interessanter sei die gemeinsame Nutzung. So wurde beispielsweise in Kupferzell-Füßbach ein eigenes Car-Sharing-Modell mit zwei Elektroautos entwickelt. Organisiert und Betreiben wird das Projekt durch einen gemeinnützigen Verein, der zwei VW eUps gemietet hat. Aufgetankt werden die eUps mit erneuerbarem Strom aus der örtlichen Biogasanlage. Volkert, der das Car-Sharing-Modell in dem 100-Seelen-Dorf mit initiiert hat, ist stolz, mit Füßbach den Beweis erbracht zu haben, dass die Elektromobilität auch im Ländlichen Raum zum großen Erfolg werden kann.
Zum Abschluss des Energieabends bedankte sich Sebastian Damm, der als Geschäftsführer der Abfallwirtschaft Hohenlohekreis auch für das Thema Klimaschutz zuständig ist, bei allen Gästen und Referenten. „Uns war es wichtig, über den aktuellen Stand der Elektromobilität zu informieren sowie Ängsten und Vorurteilen fachlich zu begegnen“, unterstrich Damm. Der Hohenloher Energieabend sei dafür eine ideale Plattform.
weitere Informationen: Die Vorträge des Hohenloher Energieabends stehen hier zum Download bereit.
Eine Übersicht über die öffentlich zugänglichen Ladesäulen ist online bei dem Verein Elektromobilität Heilbronn-Franken (www.emobil-heilbronn-franken.de) eingestellt.
Eine Neuanschaffung eines Elektrofahrzeugautos wird unter www.bafa.de gefördert.