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H-O-T will mehr Flächenschutz in der LandwirtschaftBiotopvernetzungskonzeption in Kupferzell auf den Weg gebracht – Natur- und Artenschutz sollen gestärkt werdenHohenlohe-Odenwald-Tauber / Kupferzell: Vor rund eineinhalb Jahren hatte die Bioenergie-Region Hohenlohe-Odenwald-Tauber (H-O-T) in Kupferzell eine interdisziplinäre Arbeitsgruppe für mehr Artenvielfalt in der Kulturlandschaft ins Leben gerufen. Das große Ziel: Die Initiierung eines Pilotversuchs zur Eindämmung des Flächenverlustes in der Landwirtschaft und die Stärkung des Natur- und Artenschutzes vor Ort. In der Arbeitsgruppe sitzen Vertreter der Landwirtschaft, des amtlichen und privaten Naturschutzes, kommunale Akteure und Fachleute der Landesanstalt für Entwicklung der Landwirtschaft (LEL) und des Landwirtschaftlichen Technologiezentrums Augustenberg (LTZ). |
Nach rund eineinhalb Jahren wurde jetzt der erste Meilenstein erreicht. In der Gemeinde Kupferzell wird derzeit eine komplett neue Biotopvernetzungskonzeption erarbeitet. Ziel ist, einen ausreichenden Bestand von untereinander vernetzten naturnahen Lebensräumen zu erhalten und, wo nötig, neu zu schaffen. Bislang gibt es im Hohenlohekreis in den Gemeinden Krautheim, Mulfingen, Schöntal-Oberkessach, Öhringen, Neuenstein, Waldenburg, Pfedelbach und Zweiflingen Biotopvernetzungskonzepte. Mehr als 130 Landwirte haben im Rahmen dieser Konzeptionen Landschaftspflegeverträge mit dem Landwirtschaftsamt abgeschlossen.
Hintergrund für das Pilotvorhaben sind die hohen jährlichen Verluste an landwirtschaftlicher Nutzfläche durch Baumaßnahmen und deren Ausgleichsflächen. „Der immense Flächenverbrauch trägt zu einem drastischen Rückgang der Biodiversität in unserer Kulturlandschaft bei“, unterstreicht H-O-T Regionalbüroleiter Dr. Wolfgang Eißen, der auch das Landwirtschaftsamt in Öhringen leitet. Dies werde unter anderem an schwindenden Rückzugsräumen für wildlebende Arten deutlich, so Dr. Eißen weiter.
Die ersten Grundlagen für das Pilotprojekt in Kupferzell wurden mit den Fördermitteln der Bioenergie-Region Hohenlohe-Odenwald-Tauber ermittelt. So konnten Umweltingenieure vom Institut für angewandtes Stoffstrommanagement (IfaS) der Fachhochschule Trier eine regional angepasste Landnutzungsstrategie für Kupferzell entwickeln. Dabei wurde auch aufgezeigt, wie Nachwachsende Rohstoffe in Kupferzell unter ökologischen Bedingungen angepflanzt werden können.
„Wir freuen uns, dass H-O-T das erste Pilotprojekt dieser Art in Baden-Württemberg auf den Weg gebracht hat“, so H-O-T Geschäftsführer Sebastian Damm. Bei solchen Projekten zeige sich, dass Landwirtschaft und Naturschutz sehr wohl zusammenpassen und es gelte weiter daran zu arbeiten.
Das „Modell Kupferzell“ beschäftigt sich neben dem Flächenverlust durch Baumaßnahmen und Ausgleichsmaßnahmen aber auch mit den Vorgaben des baden-württembergischen Landeswassergesetzes. So verbietet das Gesetz beispielsweise den Einsatz von Dünge- und Pflanzenschutzmitteln in fünf Metern Entfernung von Gewässern. Ab 2019 ist auf diesen sogenannten Gewässerrandstreifen die Ackernutzung dann sogar komplett untersagt. Ausdrücklich erlaubt ist aber der Anbau von Agrarholz (z.B. Pappel oder Weiden) und Blühmischungen, also Kulturen, deren Neueinsaat keinen Landumbruch erfordern.
Die Auswirkungen des neuen Landeswassergesetzes sind heute auch in Kupferzell schon sichtbar. Vereinzelt würden die Gewässerrandstreifen schon nicht mehr von Landwirten bearbeitet und lägen brach, berichtet Bürgermeister Joachim Schaaf. „Hier wollen wir gemeinsam mit der Landwirtschaft und dem Naturschutz Lösungen für die Praxis finden“, erklärt der Rathauschef.
Der nächste Schritt für das Biotopvernetzungskonzept ist jetzt die Kartierung der Gewässer und der lokal vorhandenen Fauna. Außerdem führt das IfaS Institut Gespräche mit den Landwirten in Kupferzell, um diese für eine Beteiligung an der Biotopvernetzung zu gewinnen. Im Nachgang zu den Gesprächen mit den Landwirten werden dann Vergleichskostenrechnungen zur Umnutzung insbesondere der Flächen an den Gewässern angestellt. Darin wird die Wirtschaftlichkeit verschiedener Nutzungsmöglichkeiten für einen Teil der Biotopverbundflächen beleuchtet. Hierbei sollen auch Kooperationsmodelle zwischen verschiedenen landwirtschaftlichen Betrieben entwickelt werden.
Großräumig eignen sich extensive Produktionssysteme, etwa der Anbau blühender Staudenpflanzen oder Gräser zur Verwertung des Substrats in der Biogasanlage. Auch der Anbau von Gehölzen, mit dem die Landwirtschaft einen wertvollen Beitrag zur Energieversorgung der Region leisten kann, führt zu dauerhaften Strukturen, die Tieren als Futterquelle und Bruthabitat dienen.
Nächster Schritt ist eine Exkursion des Arbeitskreises Biotopvernetzung Kupferzell nach Öhringen. Dort werden seit mehreren Jahren erfolgreich Maßnahmen über die Förderung nach der Landschaftspflegerichtlinie umgesetzt, die auch in Kupferzell ein wichtiges Instrument darstellt.
Die Arbeitsgruppe für die Biotopvernetzungskonzeption in Kupferzell hat sich viel vorgenommen. Bioenergie-Region H-O-T legte den Grundstein für das erste Modellprojekt dieser Art in Baden-Württemberg.